Poststation

Posthalter Schmidt sagt, wie es wirklich ist
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Geschichte(n)

Die Anfänge der Post
Post im Jahre 1711 hatte eine ganz andere Bedeutung als heute. Post, das waren Postsendungen und Reisen in Kutschen bei unter 5 km/h Geschwindigkeit, über Nacht und oft über mehrere Tage. Doch wer konnte schon schreiben? Wer konnte sich das Reisen schon leisten? Warum überhaupt reisen, wenn es so beschwerlich war und nicht um Handel oder Wallfahrt ging?

2x pro Woche je Richtung fuhren die Kutschen an unserem Ort vorbei. An der Posthalterei wurden die Pferde gewechselt und Post umgeladen. Die Reisenden bekamen eine Erfrischung im Postkrug, also Bier und etwas zu essen. Dann ging es weiter über die ungepflasterte Poststraße, die bestenfalls unseren heutigen Feldwegen glich. Teile der alten Poststraße durch Erkner existieren noch heute.

Worüber sich Posthalter Schmidt beschwert? Wenn der König vorbei kommt, muss Schmidt bis zu 64 Pferde für die 16 Kutschen von den Bauern aus der Umgebung eintreiben. Die werden für die ankommenden Pferde eingewechselt. Wochen später, wenn der König auf dem Rückweg ist, sind die eingewechselten Pferde mit etwas Glück wieder vor seiner Kutsche und können den Besitzern zurück gegeben werden. Mit weniger Glück sind es andere Pferde.

„Postexpedition“ ab 1842
Mit der Eröffnung der Bahnstation in Erkner übernahm die Bahn den Transport von Post und Reisenden unter dem Namen „Postexpedition“. Es gab einen extra Bereich dafür im Bahnhofsgebäude und zeitweise extra Postwaggons, in denen die Briefe und Pakete bereits während der Fahrt sortiert wurden.

Ortspostanstalt ab 1878
Das erste Postamt mit Schalterbetrieb für Kunden und den üblichen Ladenöffnungszeiten zog 1878 in die Ladestraße / Ecke Bahnhofstraße. Es nannte sich „Ortspostanstalt mit verbundener Telegrafen-Betriebsstelle, mit beschränktem Tagesdienst“. Vermutlich gab es zu der Zeit vor allem Ortsgespräche, handvermittelte, gesteckte Verbindungen von einem „Fräulein vom Amt“. Aus dieser Zeit noch stammt unser Spruch am Telefon. „Oh, entschuldigen Sie bitte, ich bin falsch verbunden.“

„Neues Postamt“ ab 1907
Ein richtig großes Postgebäude wurde 1907 in der Berliner Straße nahe dem Kreisverkehr errichtet.

In den 1920er Jahren entstand das Fernmeldeamt für rein mechanische Verbindungen. Das sind die Telefonapparate mit Wählscheibe, also die für den „Telefonselbstanschluss“, ohne ein Fräulein vom Amt. 1914 waren 55 Telefonanschlüsse in Erkner registriert, bei 4200 Einwohnern. Davon fielen 13 Anschlüsse auf Gastwirte, 12 auf Handwerker, 12 auf Händler und ein Anschluss führte zum Arzt. Das alte Fernmeldeamt wird 2023 umgebaut und aufgestockt für Wohnungen.

Postverteilstelle nach 1945
Nach dem Krieg zog die Postverteilung in die heutige Friedrichstraße 50, wo im Vorderhaus Briefe und im Hof Pakete sortiert wurden. Einen Bereich gab es für Ost- und einen für Westpakete. Auch die Telegrammannahme war hier untergebracht. Eilige Meldungen gab der Beamte per Telefon weiter, in der dem Empfänger nächsten Poststelle wurde der Anruf entgegen genommen, aufgeschrieben und dann vom Postboten eiligst ausgetragen.

Der Tresorraum der Kreissparkasse
Nicht nur die Ersparnisse darin, auch der Tresorraum als solcher hat schon Leben gerettet, so ist es überliefert. Beim Bombenangriff im März 1944 nutzten etliche Menschen den unterirdischen Raum als sicheren Bunker. Das wäre beinahe schief gegangen, denn draußen fielen Brandbomben und der Fluchtweg musste frei sein. Zum Glück war die schwere Tür nicht geschlossen, denn sie wurde von Kontenbüchern blockiert, die durch die Erschütterung heruntergefallen waren.
Die Schließfächer wurden bei Kriegsende aufgeschweißt und geplündert.

Fakten

Posthalterei

1711 Eröffnung einer neuen Postlinie Berlin-Frankfurt mit einer Posthalterei für den Halt in Erkner. Nördlich vom Flakenfließ wurden die Pferde der Kutschen gewechselt und die Post umgeladen. Südlich vom Flakenfließ bewirtete das Posthalter-Ehepaar die Reisenden vermutlich im Postkrug mit dem üblichen Bier und einem Imbiss. Die alte Poststraße ist noch heute auf dem Stadtplan von Erkner zu finden.

1842 vermutlich ab diesem Jahr zog die Posthalterei unter der Bezeichnung „Postexpedition“ in die neue Bahnstation. Die Bahn übernahm jetzt den Transport der Reisenden und der Postsendungen, die langsamen Postkutschen wurden eingestellt. Zeitweise gab es bei der Bahn sogar extra Postwaggons, in denen die Briefe und Päckchen während der Fahrt sortiert wurden. Kurz nach 1900 wurde die Post in Erkner noch auf Briefträgerkarren 4-5x tgl. ausgetragen.

 

Hotel Wilhelmsgarten

1874 eröffnete das Hotel Garni Wilhelmsgarten mit einem Restaurant an der Stelle des alten Postkruges. Im Haus wohnten auch die Eigentümer.

1929 wurde das Hotel abgerissen, um Platz für die neue Sparkasse zu schaffen.


Sparkasse

1931 feierte man die Eröffnung der Kreissparkasse Niederbarnim. Im Eingangsbereich gab es einen modernen Nachttresor und zur Friedrichstraße hin zwei Geschäfte. Rechts zog eine Filiale des Milchgeschäftes Bolle ein und rechts hieß der Mieter Sello, ein Spirituosenladen.

1944 brannte das Gebäude bei einem Bombenangriff auf Erkner aus. Der Tresorraum hatte als Bunker Menschen wirksam Schutz geboten. Die Sparkasse wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und nach einer Gebietsreform umbenannt in ‚Kreissparkasse Fürstenwalde‘.

1995 Nach der Wende wurde die Sparkasse innen und außen saniert, sie bekam frischen Putz und einen gläsernen Vorbau mit Geldautomaten.

2014 Die Sparkasse zog in ihren eigens errichteten Neubau 50 Meter weiter, der gläserne Vorbau wurde zurück gebaut.


IHK-Gebäude

2016 Einzug der Industrie- und Handelskammer in das nochmals sanierte Gebäude.

Heute

Post in Erkner
Klassische Postgebäude gibt es heute nicht mehr in Erkner, auch kein Telegrafenamt. Von den Postkutschen ist nur noch der alte Postweg geblieben. Der Postkrug ist einem Restaurant und das dem Sparkassengebäude gewichen. Nur Postsendungen werden heute noch in Erkner sortiert und ausgefahren. Die häufigste Kommunikation erfolgt online. Kunden vor Ort haben die Wahl zwischen zwei dezentralen Postfilialen.

IHK Ostbrandenburg

In dem großen Gebäude an der Stelle der ehemaligen Poststation sitzt heute eine Filiale der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg. Mit rund 42.000 Mitgliedsunternehmen ist sie die größte Interessenvertretung der Wirtschaft zwischen Berlin und der Oder, zwischen Schwedt und Eisenhüttenstadt.

Kontakt

Mieter des Gebäudes:

Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg
Regionalcenter Berliner Umland
Erkner, Friedrichstraße 73
www. ihk-ostbrandenburg.de



Karte

1788 Poststation in Erkner

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Sponsor:
Stadt Erkner

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Fotos und Texte:
Frank Retzlaff,
Stadtarchiv Erkner

Sprecher:
Frank Schmidt;
Heimatverein  Erkner

Tontechnik & Schnitt:
Karl Rouselle

Aktualisierung:
Juni 2023

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