Erste Gottesdienste
Die ersten Erkneraner gingen in die Kirche nach Woltersdorf oder Wernsdorf, ab 1767 gab es auch eine Kirche in Neu Zittau. Zur Kirche ging man jeden Sonntag und natürlich auch zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Zu Fuß dauerte der Weg gut eine Stunde, nur wenige hatten einen Pferdewagen.
Diese Strecke war übrigens auch der tägliche Schulweg der Kinder aus Erkner, denn ihre Schule lag ebenfalls in Woltersdorf. Im 18 Jh. war auch samstags Schule. Hatten sie frei, mussten sie in der Familie helfen. Die Herbstferien nannten sich zu dieser Zeit „Kartoffelferien“.
Die ersten Gottesdienste in Erkner fanden 1853 im Bahnhofsgebäude statt. Ab 1854 auch in der ersten Schule, dort wo heute Haus B des Bechstein-Gymnasiums steht. Danach wurden Gottesdienste in der Villa Lassen gefeiert, der Bau einer eigenen Kirche zog sich ewig hin. Dann aber …
Die evangelische Genezareth-Kirche wurde innerhalb von nur 2 Jahren gebaut. Alles begann 1893, als Carl Bechstein der Gemeinde Erkner das dafür nötige Grundstück schenkte. Kaiserin Auguste Viktoria „Kirchenjuste“ übernahm die Schirmherrschaft und dann flossen die Spenden. Gespendet wurden bestimmte Dinge der Ausstattung, wie z.B. der Altar, Leuchter oder Fenster. Die Glocken spendete wiederum Bechstein, sie bekamen die Namen seiner drei Söhne Edwin, Carl und Johannes, die Tochter bekam keine Glocke. Viele Handwerker haben kostenfrei an der Kirche gearbeitet. Bis heute existiert die Spendenliste im Stadtarchiv Erkner. Anlässlich der Weihung sorgte die Gemeinde für das halbseitige Pflastern der Friedrichstraße, denn die Kaiserin kam persönlich.
Einweihung der Kirche (Artikel der Vossischen Zeitung 1897)
Vossische Zeitung, 1897-10-25, Seite 1+7 ZF2) „In Gegenwart der Kaiserin … feierlich geweiht worden. Der Ort prangte im reichen Festschmuck. Am Bahnhof war ein mit kostbaren Teppichen belegter und von grünen Pflanzen umrahmter besonderer Bahnsteig errichtet. Den Weg zum Kirchplatz zeigten Flaggenmaste und eine fortgesetzte Reihe von Ehrenpforten, die über den Dämeritzkanal führende Brücke war vom Ruderclub „Erkner“ in origineller Weise sportlich ausgeschmückt, die Ruderer in ihrem schmucken Klubkostüm und die Damen des Klubs hatten zu Seiten der Brücke zur Begrüßung der hohen Frau Aufstellung genommen. Hinter der Brücke begann die Spalierbildung der Kriegervereine, es waren nach dem Frontrapport 53 Vereine mit 1496 Mitgliedern anwesend…“
Uli Leuschner, Sohn des Malermeisters Otto Leuschner aus Erkner schreibt in seinen Lebenserinnerungen: „Großvater hat sich durch die umfangreichen darin aufgeführten Malerarbeiten so etwas wie ein Stückchen „Goldene Nase“ verdient. Mit dem Kirchenbaumeister muss eine gute Verbindung bestanden haben, denn der Anbau mit Keller unseres Seitenflügels geht auf diesen Baumeister zurück, der dort seinen Weinkeller einrichtete. … Dafür durfte der Großvater auch bei der Einweihung der Kirche durch die Kaiserin Auguste Viktoria im Jahre 1897 in vorderster Reihe Reverenz erweisen.“
Die katholische Kirche in Erkner wurde übrigens innerhalb eines Jahres errichtet. Nach dem Baubeschluss im Januar 1932 erfolgte im Mai des gleichen Jahres der Grundstückskauf, im Juli die Grundsteinlegung und im Dezember die Einweihung. Zuvor diente die Marienkapelle in einer Baracke an der Villa Lassen ab 1920 als erste katholische Kirche der Gemeinde.
Das Friedensdenkmal auf dem Kirchvorplatz hieß im Volksmund „Kriegerdenkmal“. Die offizielle Bezeichnung lautete „Ehrenmal für die Gefallenen der Kriege 1866 und 1870/71“.
Der höchste Turm Erkners ist bis heute der evangelische Kirchturm mit 47,50 Metern, gefolgt vom katholischen Kirchturm mit 38 m Höhe und dem Turm des Bildungszentrums mit einer Höhe von 26 m. Zuvor hatte der Toluol-Turm der Rütgerswerke auf dem Gelände der heutigen Stadthalle den 3. Platz inne.
Im Krieg wurden Tausende Glocken eingeschmolzen; die der evangelischen Kirche in Erkner blieben erhalten, weil sie aus Stahl und nicht aus Gusseisen wie die meisten anderen Glocken waren. Sie haben sogar den Bombenangriff auf Erkner am 8.3. 1944 unbeschadet im Kirchturm überstanden, der das einzige war, was von der ausgebrannten Kirche erhalten blieb.
Nach den Zerstörungen 1944 fanden Ökumenische Gottesdienste im Gemeindesaal im Keller der katholischen Kirche statt. 1949 wurde die katholische Kirche wieder geweiht, 1958 die evangelische Kirche.
Baujahr 1897:
Nach nur 2jähriger Bauzeit konnte die ev.
Kirche eingeweiht werden. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde
Wirklichkeit, nachdem 1893 Carl Bechstein der Gemeinde Erkner das Grundstück für
den Bau schenkte. Danach ging es schnell: ein Kirchbauverein gründete sich im
Gesellschaftshaus, 1895 übernahm Kaiserin Auguste Viktoria, die „Kirchenjuste“,
die Schirmherrschaft und viele weitere Spenden flossen. Im Oktober 1896 konnte
das Richtfest gefeiert werden, am 24. Okt 1897 erfolgte die Weihe der Kirche sowie
des Denkmals auf dem Vorplatz.
1932 wurde der Gemeindesaal eingeweiht.
Zerstörung im 2. Weltkrieg 1944
Am
8.3. 1944 wurde die ev. Kirche im heftigen Bombenangriff auf Erkner von Bomben
getroffen, infolge dessen sie zur Ruine ausbrannte. Nur der Turm mit den drei
Glocken blieb stehen.
Wiederaufbau nach dem Krieg
1958 Weihe: Mit vereinten Kräften konnte
die Kirche wieder aufgebaut werden.
Diverse Umgestaltungen
2003: Der nach der Wende gegründete ev. Kindergarten
zieht in den Neubau auf das Gelände hinter der Kirche. Die Kita bildet nun mit
dem im gleichen Zuge sanierten Gemeindehaus das Generationenhaus OIKOS. Der
Garten wird im Laufe der folgenden Jahre immer wieder angepasst an die
Bedürfnisse der Kinder und der Gemeindemitglieder.
1999 wird der Kirchturm umfassend saniert, durch verschiedene Aktionen, wie Konzerte und Versteigerungen, wurden insgesamt 68.612 DM gespendet.
2007 Nach einer großen Spendenaktion und mit Fördermitteln erhält die Kirche eine neues Kirchendach.
2021: Der komplette Kirchvorplatzes wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Erkner völlig neu zum modernen Ort der Begegnung gestaltet.
Link zur vollständigen Geschichte
Die Genezareth-Kirche heute
Ev.
Genezareth-Kirchengemeinde Erkner
Pfarrer Carsten Schwarz
Gemeindebüro:
Seestr. 21, 15537 Erkner
Telefon: 03362 3335
Sprechzeit:
Donnerstag 9-12 Uhr
Offene Kirche:
Mo-Sa 13-16 Uhr
ev. Genezareth-Kirche Erkner
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Sponsor:
Stadt Erkner
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Fotos und Texte:
Frank Retzlaff,
Stadtarchiv Erkner
Sprecher:
Pfarrer Carsten Schwarz
Tontechnik & Schnitt:
Renè Bourgeois
Aktualisierung:
6/23