Der Bahnhof Erkner

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Pferdewechselstation
Ursprünglich war an dem 300-Einwohner-Dorf
nur eine Pferdewechselstation geplant, denn Pferde sollten die Wagen ziehen. Als die Bahnlinie 1842 fertig gestellt war, wurden doch Dampfloks eingesetzt. Auch für sie brauchte man alle 15 km an der Strecke eine Bahnstation, weil Loks regelmäßig Wasser aufnehmen mussten. Erkner eignete sich wegen der Nähe zum Flakenfließ gut zur Wasseraufnahme. Da Loks bis 1840 nicht nachts fahren durften, wurden die Züge außerdem hier über Nacht abgestellt und damit wurde aus der Bahnstation ein richtiger Bahnhof.


10.000 Ausflügler am Tag
Schon ein halbes Jahr nach der Eröffnung 1842 fuhr zu Pfingsten ein erster Sonderzug ins Grüne. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass ab da regelmäßig Ausflugszüge von der Bahn eingesetzt wurden, plus
Mi +So extra Züge zum halben Preis vom privatem Unternehmer Heinzelmann, der das in Berlin inserierte. 10.000 Ausflügler kamen an den Wochenend-Tagen im Schnitt.

Mega-Baustelle 1902
Als die Eisenbahn
1902 eine Unterführung und ein neues Bahnhofsgebäude bekam, musste die gesamte Straße ab dem Bahnhofsvorplatz tiefer gelegt werden. Eigentlich waren in der Bahnhofsstraße nur zweigeschossige Bauten erlaubt. Nun wurden die Keller zur Bel Etage und die Häuser damit alle dreigeschossig.

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Unser lieber Bahnhof Erkner, was würden wir nur ohne ihn tun. Gerade für alle ohne Auto ist er ein wahrer Segen und auch schon damals ein Grund dafür, warum Erkner so bekannt und groß wurde.

Im Oktober 1842, als die Eisenbahnverbindung Berlin-Frankfurt als eine der ersten in Preußen bei einer feierlichen Fahrt „mit Pauken und Trompeten“ eingeweiht wurde, hielt man tatsächlich auch am neuen Bahnhof in Erkner. Unsere Stadt erhielt nämlich einen der sechs begehrten Bahnhöfe neben Berlin, Köpenick, Fürstenwalde, Briesen und Frankfurt. Schon ab Pfingsten 1843 wurden für die Berlinerinnen und Berliner “Extrazüge für Vergnügungsfahrten” zum halben Preis nach Erkner eingesetzt. Das nutzte der Bahnhofs-Wirt Heinzelmann und bot per Annonce in Berliner Zeitungen nicht nur sein Restaurant mit Sommergarten an, sondern auch „Gondeln und Kähne zu günstigen Preisen“. Diese fuhren die Gäste vom ganz nah gelegenen Flakenfließ weiter in die Umgebung. Die Extrafahrten wurden ein Riesenerfolg, so dass dem Bahnhofswirt bald weitere Anbieter von Booten, Kremser- oder Gepäckfahrten, Zimmern und Gastwirtschaften folgten. Der Grundstein für den aufkommenden “Fremdenverkehr” in Erkner war damit gelegt.

Auch die Ansiedlung erster Industrien, wie zum Beispiel der „Theerproduktenfabrik des Julius Rütgers“ 1860, später auch der Bakelite GmbH und der Kugellagerfabrik hing eng mit dem Bahnanschluss zusammen. Einziges Ärgernis der Anwohner Erkners: ihr Bahnhof lag abseits des sich entwickelnden Ortszentrums und der Weg dorthin führte damals noch über den Bahnübergang, wo heute die Unterführung ist. Doch selbst zwischen den Weltkriegen blieb Erkner mit seiner wasser- und waldreichen Umgebung ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet für die Berliner. Beim Bombenangriff auf Erkner am 8. März 1944 wurden jedoch große Teile Erkners zerstört, darunter auch das Bahnhofsgebäude, das später in stark vereinfachter Form wieder aufgebaut wurde.

Nach Kriegsende wurden noch 1945 die kompletten S-Bahngleise als Reparation demontiert und die Fernstrecke zeitweilig auf sowjetische Breitspur „umgenagelt“. Erst im November 1948 konnte die S-Bahn wieder von Erkner nach Berlin fahren. Seit 1994 gibt es nun, die bundesweit erste, damals noch mintgrün-weiß lackierte, Regionalexpress-Linie RE 1, welche ab 1998 auch in Erkner hielt. In diesem Zusammenhang wurden 2009-2012 der Fernbahnsteig, die Unterführung und das Bahnhofsgebäude erneuert und erstrahlen jeden Morgen von Neuem in vollem Glanze. Na, auch Mal wieder Lust auf eine kleine Fahrt mit der Bahn bekommen?

Fakten

1842 Eröffnung
Ursprünglich war an dem 300-Einwohner-Dorf nur eine Pferdewechselstation geplant, denn Pferde sollten nachts die Wagen ziehen. Als die Bahnlinie 1842 fertig gestellt war, wurden doch ausschließlich Dampfloks eingesetzt. Auch für sie brauchte man alle 15 km an der Strecke eine Bahnstation, weil Loks regelmäßig Wasser aufnehmen mussten. Erkner eignete sich wegen der Nähe zum Flakenfließ gut zur Wasseraufnahme.
Bahnstation hieß alles, wo fahrplanmäßig gehalten wurde: Köpenick, Erkner, Hangelsberg, Briesen. Die Züge fuhren damals bis zur Messestadt Frankfurt/Oder.

1843 Start Sonderzüge für Ausflügler
Schon ein halbes Jahr nach der Eröffnung 1843 fuhr zu Pfingsten ein erster Sonderzug ins Grüne nach Erkner. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass ab da regelmäßig Extra-Ausflugszüge von der Bahn zum halben Preis eingesetzt wurden. 10.000 Ausflügler kamen an den Sonn- und Feiertagen im Schnitt, bei schönem Wetter waren es sogar über 25.000 Personen. Es entstanden Biergärten, man machte Rad-, Kutsch- und Dampferfahrten, es gab Wanderwege und Badestellen, ab 1920 auch das Freibad Erkner.

1884 Gebietsveränderung
1884 bekam Erkner das Gelände am Nordufer des Flakenfließes mit dem Bahnhof von der Forstbehörde Köpenick. Im selben Zusammenhang fiel die Schleuse und der Schleusenberg zum Dorf Woltersdorf. Zuvor gehörte dieses Gelände zum 1. Rüdersdorfer Heidedistrikt (= Erkner).

1902 Stadtbahn, neuer Bahnhof und Unterführung
Die Strecke bekommt zusätzliche Gleise für die dampfgetriebene Stadtbahn und ein neues Bahnhofsgebäude. Die Straße ab dem Bahnhofsvorplatz wurde im Zuge der Bauarbeiten tiefer gelegt für die Unterführung der Bahngleise. Eigentlich waren in Erkner nur zweigeschossige Bauten erlaubt. Mit der Absenkung der Straße für die Unterführung wurden Häuser in der Bahnhofsstraße dreigeschossig, denn ihre Keller lagen nun als Beletage oberhalb der Erde.

1911 Aus Bahnstation wird Bahnhof
Mit dem Bau eines Bahnbetriebswerkes mit Ring-Lokschuppen und Werkstatt (1913) zur Reparatur und Wartung der Züge wurde die Bahnstation auch offiziell ein Bahnhof. Umgangssprachlich hatten die Erkneraner ihre Bahnstation schon lange Bahnhof genannt.
Ein Bahnhof war laut Definition alles, wo auch Züge auf einem Hof abgestellte werden konnten. Einen solchen Hof gab es bis dato an dieser Strecke nur in Berlin, Fürstenwalde und Frankfurt. Eine Bahnstation ist ein fester Halt für alle Züge und an einem Haltepunkt wurde nur nach Bedarf gehalten, oft gab es nicht mal einen festen Bahnsteig, wie z.B. in Friedrichshagen.

um 1920: Neugestaltung des Vorplatzes mit Bäumen und Kiosk
Der alte Wasserturm der Eisenbahn und der Eiskeller auf dem Bahnhofsvorplatz wurden nicht mehr benötigt und abgerissen. Der gesamte Platz wurde ansprechend mit Bäumen und einem Kiosk mit Biergarten neu gestaltet.
Ein neuer Wasserturm stand bereits seit 1912 am Fichtenauer Weg. Er war der gleiche Bautyp, wie der noch heute existierende Turm am Ostkreuz. Genau 12 Türme dieser Bauart gab es in der Region, alle mit unterschiedlichen Dächern.

1928 Die Berliner Stadtbahn wird elektrifiziert
und bekommt ein Bahnbetriebswerk mit großer Triebwagenhalle. Zwei Jahre später wird die Stadtbahn umbenannt in S-Bahn, verbunden mit dem bis heute bekannten grünen Logo.

1944 starke Beschädigung
der Bahnhofsgebäude beim Bombenangriff auf Erkner am 8. März.

um 1970: Auf dem Bahnhofsvorplatz entsteht ein Busbahnhof.
Auf einem Foto von 1955 befindet sich dort noch eine Verkaufsbaracke.

1998 Erkner bekommt einen Halt für den Regionalzug
Zunächst fuhren die Züge stündlich und hielten an provisorischen Holzbahnsteigen. Der RE1 war übrigens der erste Regionalexpress bundesweit!

1998 Bau eines großen Parkplatzes
Das ehemalige Teerwerkgelände am Bahnhof wird überbaut mit einem neuen großen Parkplatz für zunächst 250 Autos, 350 Radstellplätze und 7 Bushaltestellen an der ebenfalls neuen Stadthalle.

2012 Runderneuerung des Bahnhofs Erkner
Feierliche Eröffnung nach dem Umbau. Der Bahnhof Erkner bekam einen ganz neuen Fernbahnsteig über der nun tiefer gelegten Unterführung. Zum Bauprojekt gehörten auch neue Gleise, neue Bahnsteige und ein saniertes Bahnhofsgebäude.

2012 Wiederinbetriebnahme der Triebwagenhalle
Zwischenzeitlich stillgelegt, wurde der alte Reparaturstützpunkt der S-Bahn nun wieder in Betrieb genommen. Das dort eingerichtete Museum ist weiterhin erhalten.

2018 Umbau des alten Lokschuppens zum Schulungsstandort
Das moderne Schulungszentrum der Bahn fügt sich gut in das sanierte alte Gebäude ein. Die historische Drehscheibe für Züge davor ist noch erhalten.


Heute

Dieser Bahnhof hat eine große Besonderheit:
Wer mit der S-Bahn aus Berlin kommt, taucht regelrecht ein in die herrliche Unter- und Überwasserwelt rund um Erkner, denn Treppenhaus und Haupthalle sind mit Illusionsmalerei gestaltet. Rund 11.000 Reisende blicken täglich zunächst auf den Dämeritzsee, begegnen dem berühmten Müggelsee-Hai und werden schließlich zum Taucher. Sehen Sie selbst:

Laufende Verbesserungen
Immer wieder werden Verbesserungen auf und vor dem Bahnhofsgelände vorgenommen. Zuletzt waren es zusätzliche Fahrradständer, eine öffentliche Toilette, mehr Grün und die ansprechende Illusionsmalerei. Im Gespräch ist derzeit ein Fahrradparkhaus mit direktem Zugang zum Bahnhof.

Museum
Die alte S-Bahn-Triebwagenhalle aus den 1920er Jahren beherbergt heute eine Sammlung historischer Bahnfahrzeuge der Baujahre 1925 bis 1979. Über 20 Wagen aus mehr als 80 Jahren Berliner Eisenbahngeschichte sind hier zu sehen. Liebhaber finden hier auch Souvenirs rund um die S-Bahn: von Büchern und verschiedensten Postkarten über Tassen und Anstecknadeln bis hin zu Gleisplänen des Berliner S-Bahn-Netzes.

Besichtigungen der Triebwagenhalle mit ihren aufwendig restaurierten Museumsfahrzeugen sind zu besonderen Anlässen bzw. für Gruppen auf Nachfrage möglich.

Kontakt

Bahnbetrieb
Allgemeine Anfragen: 030 / 5860 209 30

Verein Historische S-Bahn:
vrstndhsbd
www. hisb.de

Karte

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Sponsor:
Stadt Erkner

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Fotos und Texte: 
Frank Retzlaff, Stadtarchiv Erkner

Sprecher Bahnwärter Thiel:
Georg Petrick, Erkneraner

Tontechnik & Schnitt:
Karl Rouselle

Aktualisierung:
Mai 2023

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