10.000 Ausflügler am Tag
Schon ein halbes Jahr nach der Eröffnung 1842 fuhr zu Pfingsten ein erster Sonderzug ins Grüne. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass ab da regelmäßig Ausflugszüge von der Bahn eingesetzt wurden, plus Mi +So extra Züge zum
halben Preis vom privatem Unternehmer Heinzelmann, der das in Berlin inserierte. 10.000 Ausflügler kamen an den Wochenend-Tagen im Schnitt.
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Unser lieber Bahnhof Erkner, was würden wir nur ohne ihn tun. Gerade für alle ohne Auto ist er ein wahrer Segen und auch schon damals ein Grund dafür, warum Erkner so bekannt und groß wurde.
Im Oktober 1842, als die Eisenbahnverbindung Berlin-Frankfurt als eine der ersten in Preußen bei einer feierlichen Fahrt „mit Pauken und Trompeten“ eingeweiht wurde, hielt man tatsächlich auch am neuen Bahnhof in Erkner. Unsere Stadt erhielt nämlich einen der sechs begehrten Bahnhöfe neben Berlin, Köpenick, Fürstenwalde, Briesen und Frankfurt. Schon ab Pfingsten 1843 wurden für die Berlinerinnen und Berliner “Extrazüge für Vergnügungsfahrten” zum halben Preis nach Erkner eingesetzt. Das nutzte der Bahnhofs-Wirt Heinzelmann und bot per Annonce in Berliner Zeitungen nicht nur sein Restaurant mit Sommergarten an, sondern auch „Gondeln und Kähne zu günstigen Preisen“. Diese fuhren die Gäste vom ganz nah gelegenen Flakenfließ weiter in die Umgebung. Die Extrafahrten wurden ein Riesenerfolg, so dass dem Bahnhofswirt bald weitere Anbieter von Booten, Kremser- oder Gepäckfahrten, Zimmern und Gastwirtschaften folgten. Der Grundstein für den aufkommenden “Fremdenverkehr” in Erkner war damit gelegt.
Auch die Ansiedlung erster Industrien, wie zum Beispiel der „Theerproduktenfabrik des Julius Rütgers“ 1860, später auch der Bakelite GmbH und der Kugellagerfabrik hing eng mit dem Bahnanschluss zusammen. Einziges Ärgernis der Anwohner Erkners: ihr Bahnhof lag abseits des sich entwickelnden Ortszentrums und der Weg dorthin führte damals noch über den Bahnübergang, wo heute die Unterführung ist. Doch selbst zwischen den Weltkriegen blieb Erkner mit seiner wasser- und waldreichen Umgebung ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet für die Berliner. Beim Bombenangriff auf Erkner am 8. März 1944 wurden jedoch große Teile Erkners zerstört, darunter auch das Bahnhofsgebäude, das später in stark vereinfachter Form wieder aufgebaut wurde.
Nach Kriegsende wurden noch 1945 die kompletten S-Bahngleise als Reparation demontiert und die Fernstrecke zeitweilig auf sowjetische Breitspur „umgenagelt“. Erst im November 1948 konnte die S-Bahn wieder von Erkner nach Berlin fahren. Seit 1994 gibt es nun, die bundesweit erste, damals noch mintgrün-weiß lackierte, Regionalexpress-Linie RE 1, welche ab 1998 auch in Erkner hielt. In diesem Zusammenhang wurden 2009-2012 der Fernbahnsteig, die Unterführung und das Bahnhofsgebäude erneuert und erstrahlen jeden Morgen von Neuem in vollem Glanze. Na, auch Mal wieder Lust auf eine kleine Fahrt mit der Bahn bekommen?
1842 Eröffnung
Ursprünglich war an dem 300-Einwohner-Dorf
nur eine Pferdewechselstation
geplant, denn Pferde sollten nachts die Wagen ziehen. Als die Bahnlinie 1842
fertig gestellt war, wurden doch ausschließlich Dampfloks eingesetzt. Auch für
sie brauchte man alle 15 km an der Strecke eine Bahnstation, weil Loks
regelmäßig Wasser aufnehmen mussten. Erkner eignete sich wegen der Nähe zum
Flakenfließ gut zur Wasseraufnahme.
Bahnstation hieß alles, wo fahrplanmäßig gehalten wurde: Köpenick,
Erkner, Hangelsberg, Briesen. Die Züge fuhren damals bis zur Messestadt
Frankfurt/Oder.
1843 Start
Sonderzüge für Ausflügler
Schon ein halbes Jahr nach der
Eröffnung 1843 fuhr zu Pfingsten ein erster Sonderzug ins Grüne nach Erkner.
Das Angebot wurde so gut angenommen, dass ab da regelmäßig Extra-Ausflugszüge
von der Bahn zum halben Preis eingesetzt wurden. 10.000 Ausflügler kamen an den
Sonn- und Feiertagen im Schnitt, bei schönem Wetter waren es sogar über 25.000
Personen. Es entstanden Biergärten, man machte Rad-, Kutsch- und
Dampferfahrten, es gab Wanderwege und Badestellen, ab 1920 auch das Freibad
Erkner.
1884 Gebietsveränderung
1884 bekam Erkner das Gelände am
Nordufer des Flakenfließes mit dem Bahnhof von der Forstbehörde Köpenick. Im
selben Zusammenhang fiel die Schleuse und der Schleusenberg zum Dorf Woltersdorf.
Zuvor gehörte dieses Gelände zum 1. Rüdersdorfer Heidedistrikt (= Erkner).
1902 Stadtbahn,
neuer Bahnhof und Unterführung
Die Strecke bekommt zusätzliche
Gleise für die dampfgetriebene Stadtbahn und ein neues Bahnhofsgebäude. Die
Straße ab dem Bahnhofsvorplatz wurde im Zuge der Bauarbeiten tiefer gelegt für
die Unterführung der Bahngleise. Eigentlich waren in Erkner nur zweigeschossige
Bauten erlaubt. Mit der Absenkung der Straße für die Unterführung wurden Häuser
in der Bahnhofsstraße dreigeschossig, denn ihre Keller lagen nun als Beletage
oberhalb der Erde.
1911 Aus Bahnstation wird Bahnhof
Mit dem Bau eines Bahnbetriebswerkes
mit Ring-Lokschuppen und Werkstatt (1913) zur Reparatur und Wartung
der Züge wurde die Bahnstation auch offiziell ein Bahnhof. Umgangssprachlich hatten
die Erkneraner ihre Bahnstation schon lange Bahnhof
genannt.
Ein Bahnhof war laut
Definition alles, wo auch
Züge auf einem Hof abgestellte werden konnten. Einen solchen Hof gab es bis
dato an dieser Strecke nur in Berlin, Fürstenwalde und Frankfurt. Eine
Bahnstation ist ein fester Halt für alle Züge und an einem Haltepunkt wurde nur
nach Bedarf gehalten, oft gab es nicht mal einen festen Bahnsteig, wie z.B. in Friedrichshagen.
um 1920: Neugestaltung
des Vorplatzes mit Bäumen und Kiosk
Der alte Wasserturm der Eisenbahn
und der Eiskeller auf dem Bahnhofsvorplatz wurden nicht mehr benötigt und
abgerissen. Der gesamte Platz wurde ansprechend mit Bäumen und einem Kiosk mit
Biergarten neu gestaltet.
Ein neuer Wasserturm stand bereits seit
1912 am Fichtenauer Weg. Er war der gleiche Bautyp, wie der noch heute
existierende Turm am Ostkreuz. Genau 12 Türme dieser Bauart gab es in der
Region, alle mit unterschiedlichen Dächern.
1928 Die Berliner Stadtbahn wird
elektrifiziert
und bekommt ein Bahnbetriebswerk mit großer Triebwagenhalle. Zwei
Jahre später wird die Stadtbahn umbenannt in S-Bahn, verbunden mit dem bis
heute bekannten grünen Logo.
1944 starke
Beschädigung
der Bahnhofsgebäude beim Bombenangriff auf Erkner am 8. März.
um 1970: Auf
dem Bahnhofsvorplatz entsteht ein Busbahnhof.
Auf einem Foto von 1955 befindet
sich dort noch eine Verkaufsbaracke.
1998 Erkner bekommt einen Halt für
den Regionalzug
Zunächst fuhren die Züge stündlich und hielten an provisorischen
Holzbahnsteigen. Der RE1 war übrigens der erste Regionalexpress bundesweit!
1998 Bau eines großen Parkplatzes
Das ehemalige Teerwerkgelände am Bahnhof wird überbaut mit einem neuen großen
Parkplatz für zunächst 250 Autos, 350 Radstellplätze und 7 Bushaltestellen an
der ebenfalls neuen Stadthalle.
2012 Runderneuerung des Bahnhofs
Erkner
Feierliche Eröffnung nach dem Umbau. Der Bahnhof Erkner bekam einen ganz neuen
Fernbahnsteig über der nun tiefer gelegten Unterführung. Zum Bauprojekt
gehörten auch neue Gleise, neue Bahnsteige und ein saniertes Bahnhofsgebäude.
2012 Wiederinbetriebnahme
der Triebwagenhalle
Zwischenzeitlich stillgelegt, wurde der alte Reparaturstützpunkt der S-Bahn nun
wieder in Betrieb genommen. Das dort eingerichtete Museum ist weiterhin
erhalten.
2018 Umbau des alten Lokschuppens zum
Schulungsstandort
Das moderne Schulungszentrum der Bahn
fügt sich gut in das sanierte alte Gebäude ein. Die historische Drehscheibe für
Züge davor ist noch erhalten.
Dieser Bahnhof hat eine große Besonderheit:
Wer mit der S-Bahn aus Berlin kommt, taucht regelrecht ein
in die herrliche Unter- und Überwasserwelt rund um Erkner, denn Treppenhaus
und Haupthalle sind mit Illusionsmalerei gestaltet. Rund 11.000
Reisende blicken täglich zunächst auf den Dämeritzsee, begegnen dem berühmten Müggelsee-Hai und werden schließlich zum Taucher. Sehen Sie selbst:
Laufende Verbesserungen
Immer wieder werden Verbesserungen auf und vor
dem Bahnhofsgelände vorgenommen. Zuletzt waren es zusätzliche Fahrradständer,
eine öffentliche Toilette, mehr Grün und die ansprechende Illusionsmalerei. Im Gespräch ist derzeit ein Fahrradparkhaus
mit direktem Zugang zum Bahnhof.
Museum
Die alte S-Bahn-Triebwagenhalle aus den 1920er Jahren beherbergt heute eine
Sammlung historischer Bahnfahrzeuge der Baujahre 1925 bis 1979. Über 20 Wagen
aus mehr als 80 Jahren Berliner Eisenbahngeschichte sind hier zu sehen.
Liebhaber finden hier auch Souvenirs rund um die S-Bahn: von Büchern und
verschiedensten Postkarten über Tassen und Anstecknadeln bis hin zu Gleisplänen
des Berliner S-Bahn-Netzes.
Besichtigungen der Triebwagenhalle mit ihren aufwendig restaurierten Museumsfahrzeugen sind zu besonderen Anlässen bzw. für Gruppen auf Nachfrage möglich.
Bahnbetrieb
Allgemeine Anfragen: 030 / 5860 209 30
Verein Historische S-Bahn:
vrstndhsbd
www. hisb.de
Bahnhof Erkner
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Sponsor:
Stadt Erkner
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Fotos und Texte:
Frank Retzlaff, Stadtarchiv Erkner
Sprecher Bahnwärter Thiel:
Georg Petrick, Erkneraner
Tontechnik & Schnitt:
Karl Rouselle
Aktualisierung:
Mai 2023